Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Tettau

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Pfarrhaus bleibt ein Ort der Nächstenliebe

Die evangelische Kirchengemeinde Tettau hat das Gebäude an den Stephanus-Dienst verkauft. Mit Fördermitteln soll hier nun eine Schichtpflege ermöglicht werden.

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      Pfarrerin Kristine Wachter übergab den Schlüssel an Vorstand Karsten Schwope. Dieses Foto und Bericht: Peter Fiedler

Der Tettauer Stephanus-Dienst ist seit Donnerstagnachmittag offizieller Eigentümer des örtlichen Pfarrhauses. Pfarrerin Kristine Wachter übergab deshalb den Schlüssel an Vorstand Karsten Schwope. Im Haus sollen eine Tagespflegeeinrichtung und eine Begegnungsstätte entstehen. Auch der Pflegedienst selbst wird in das Gebäude umziehen.

„Bei der nun zu errichtenden Tagespflege handelt es sich um den neuen Ansatz, den Angehörigen von Pflegebedürftigen, die im Schichtbetrieb arbeiten, eine echte Alternative zu bieten, damit sie ihren Beruf weiterhin ausüben können“, verspricht Organisationsleiterin Manuela Kraus. Sie weist darauf hin, dass man unlängst Besuch vom Gesundheitsministerium hatte. „Die Mitarbeiter waren von unserer bisherigen Arbeit so überzeugt, dass sie uns auf die Förderung „PflegesoNah“ vom Landesamt für Gesundheit und Pflege aufmerksam gemacht haben. Dort haben wir einen Zuschuss in Höhe von 375 000 Euro beantragt. Da aber wesentlich mehr Anträge eingegangen sind, als Mittel zur Verfügung stehen, wird es ein Auswahlverfahren geben. Sofern der Zuschuss bewilligt wird, werden die Umbauarbeiten vom Pfarr- und Gemeindehaus zur Tagespflege noch in diesem Jahr beginnen. Wir rechnen damit, dass der Bauabschnitt ‚Tagespflege’ bis zum Frühjahr 2022 abgeschlossen werden kann“, erklärt Kraus.

Wenn die Tagespflege gut angenommen werde, könne in einem weiteren Bauabschnitt die ehemalige Pfarrerwohnung zur Nachtpflege umgebaut und dafür ein Aufzug angebaut werden. Dann kann kombiniert in beiden Etagen die neuartige „Schichtpflege“ stattfinden.

 

Pfarrerin freut sich über Nach-Nutzung

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„Ich finde es schön, dass das Haus vom Pflegedienst gekauft wurde“, sagt Pfarrerin Kristine Wachter, „denn ein Pflegedienst ist immer eine gute Verbindung zur Gemeinde“. Aus Sicht von Manuela Kraus ist Tettau als Standort für eine Tagespflege hervorragend geeignet, da sich die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften wegen der Arbeitsplätze nach Tettau und Kleintettau ausrichtet. Das Pfarr- und Gemeindehaus selbst liege günstig in der Ortsmitte, sehr idyllisch, am Ende einer Sackgasse, nur 70 Meter Fußweg vom Marktplatz entfernt. In der Tagespflege selbst ist keine Ausrichtung auf besondere Zielgruppen geplant. „Körperlich eingeschränkte Personen sind genauso willkommen wie geistig Behinderte oder Alzheimer-Patienten“, sagt Manuela Kraus und weist darauf hin: „Das Tettauer Pfarr- und Gemeindehaus hat einen hohen Wiedererkennungswert auch für Demenzkranke. Schließlich sind sie vor 70 oder 80 Jahren in dieses Haus in den Kindergarten oder in den Konfirmandenunterricht gegangen. Das schafft Vertrauen und man fühlt sich geborgen.“

Oberstes Ziel in der Tagespflege sei es, der Vereinsamung der Senioren in ihren Häusern vorzubeugen und geistigen sowie körperlichen Abbau durch die Gemeinschaft, Ansprache und gezieltem Training vorzubeugen. Unterstützung bei den Aktivitäten könne es dabei zum Beispiel durch die Kirchengemeinde, den Kindergarten und verschiedener Vereine geben. Die ortsansässige Physiotherapiepraxis hat ihre Kooperation bereits zugesagt.

 Angepasst an die Schichtdienste der Unternehmen

media/Aktuell/Kirche/pfarrhaus2.jpgDurch die geplante neuartige Schichtpflege wolle man dem Aspekt Rechnung tragen, dass Angehörige auch weiterhin die Möglichkeit haben, beruflich tätig zu sein, auch wenn sie selbst im Schichtbetrieb arbeiten. So soll die Tagespflege zunächst erst einmal von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet werden, im weiteren Verlauf ist aber eine Öffnung in zwei Schichten von 5.45 bis 13.45 Uhr und von 13.45 bis 21.45 Uhr vorgesehen. „Es muss aber auch möglich sein, die Tagespflege zu gängigen Zeiten, beispielsweise von 9 bis 17 Uhr zu besuchen. Ein weiteres Ziel ist, auch eine Nachtpflege anzubieten“, blickt Manuela Kraus voraus. Dazu müsste in einem zusätzlichen Bauabschnitt das Obergeschoss umgebaut und sowie ein Aufzug und eine Außentreppe angebaut werden. Dies sei jedoch nicht Gegenstand des aktuellen Förderantrages.

 

„Die Öffnungszeiten sind am Schichtwechsel der örtlichen Betriebe angepasst. So können die Angehörigen die Tagespflegegäste auf dem Weg zur Arbeit persönlich zur Tagespflege bringen und wieder abholen. Die zukünftigen Tagespflegegäste sind zum größten Teil diese Wechsel gewohnt, da sie früher ebenfalls im Schichtbetrieb gearbeitet haben“, erläutert Manuela Kraus.

media/Aktuell/Kirche/pfarrhaus3.jpgDie Gründerin des Stephanus-Dienstes schaut in die Zukunft: „Die Ausweitung der Tagespflege innerhalb der nächsten Jahre auf eine Schichtpflege ist für mich ein großes Anliegen. Ob es dafür ausreichend Bedarf gibt, wird sich im Laufe der Zeit durch den Betrieb der Tagespflege herauskristallisieren. Die Voraussetzungen hierfür sind jedoch geschaffen.“ Kraus ist überzeugt: „Bei diesem Konzept handelt es sich um ein innovatives Modellprojekt, das sicherlich Schule machen wird. Es wäre nicht zum ersten Mal, dass sich der Stephanus-Dienst als Vordenker lange im Voraus erweist und Leistungen anbietet, die Jahre später für alle Pflegeeinrichtungen per Gesetz zur Pflicht werden.“